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RNZ: Heidelberger „Neckarorte“: In Wieblingen gibt es am Ufer nicht mehr viel zu tun

Zum Abschluss der Reihe zog die Architektenkammer eine positive Bilanz und will nun die Vorschläge auswerten

/ Von Sara Wess via RNZ /

Heidelberg. Es ist noch etwas kühl, als sich die rund 20 Spaziergänger am Samstagmorgen am Wieblinger Kerweplatz treffen. Sie alle sind der Einladung des Projekts „Neckarorte – Stadt an den Fluss“ gefolgt und wollen nun am Ufer bis zu Autobahnbrücke wandern. Allen voran läuft Armin Schäfer. Der Architekt ist seit vielen Jahren in Wieblingen zu Hause und hat das Projekt gemeinsam mit der Architektenkammer Heidelberg initiiert. „Gestern hat mir ein älterer Herr erzählt, dass früher hier, direkt am Kerweplatz, eine Motorcrossstrecke verlief“, informiert Schäfer. „Wenn man genau hinsieht, kann man noch immer die Befestigungen erkennen.“

Der Weg führt vorbei an Böschungen und einsamen Anglern, als Schäfer plötzlich stehen bleibt. Die Uferbewachsung ist hier besonders intensiv. „Hier sieht man das Aufeinandertreffen von Natur und Infrastruktur besonders gut. Während auf der einen Seite die A 5 und auf der anderen Seite das Klärwerk thronen, ist alles hier naturbelassen“, erklärt der Architekt.

Die Gruppe läuft immer weiter am Neckar entlang, bleibt ein paar Mal noch stehen, bis sie irgendwann unter der Autobahnbrücke Halt macht. „Wir sind beinahe am westlichen Ende Heidelbergs angekommen“, verkündet Schäfer und deutet in die Ferne: „Da liegt schon Edingen. Früher haben die Jugendlichen hier immer Party gemacht.“ An diesem Abend wird an dieser Stelle eine Lichtinstallation zu sehen sein. „Wussten Sie eigentlich, dass man das Neckarufer früher gar nicht zum Baden nutzen konnte?“, fragt der Architekt in die Runde. „Damals verweilten die Enten hier den ganzen Tag, denn hier gab es was zu fressen.“ Aus diesem Grund sei das Ufer viel zu verschmutzt gewesen, um von den Heidelbergern genutzt zu werden.

Langsam macht sich die Gruppe auf den Heimweg. „Durch das Projekt wurden schlafende Orte wieder erweckt, die vorher von den Bewohnern überhaupt nicht wahrgenommen wurden“, bemerkt SPD-Stadträtin Monika Meißner nach dem Spaziergang. Die 70-Jährige wohnt seit knapp 40 Jahren in Wieblingen. „Aber mein persönlicher Lieblingsort ist und bleibt das Neckarufer am Kerweplatz. Hier soll nicht zu viel Neues entstehen, nur ein paar Sitzgelegenheiten wären toll.“

Die Reihe „Neckarorte“ war eine Idee der Architektenkammer. „Ein Alleinstellungsmerkmal Heidelbergs ist und bleibt der Neckar“, erinnert sich Schäfer zurück. „Doch der hat viel mehr Potenzial als die große Neckarwiese in Neuenheim. Deshalb wollten wir gemeinsam mit den Bürgern die vielen kleinen Orte und Unorte besuchen und überlegen, was wir noch besser machen können. Viel Verbesserungspotenzial gibt es in Wieblingen allerdings nicht, toll wäre jedoch eine Brücke für Fußgänger und Fahrradfahrer rüber ins Handschuhsheimer Feld.“ Die Ergebnisse der vier Spaziergänge – Altstadt, Neuenheim, Schlierbach und Wieblingen – werden die Architekten nun auswerten und im Dezember symbolisch an die Stadt überreichen. Insgesamt haben mehr als 800 Personen bei den Spaziergängen und Workshops teilgenommen. Besonders wichtig sei dabei die Zusammenarbeit mit der SRH Hochschule gewesen. „Die Masterstudenten des Studiengangs Architektur haben 13 einzigartige Projekte im Maßstab eins zu eins geschaffen“, berichtet Professorin Claudia Nickel. „Unser Ziel war es, dass die Arbeiten sensibilisieren und die Natur achten, deshalb mussten sie auch problemlos demontierbar sein.“ Ein Ergebnis dieser Arbeit ist die Lichtinstallation, die am Abend unter der Brücke zu sehen ist.

Am Ende des Tages ist Armin Schäfer mit dem Projekt zufrieden: „Die Menschen haben uns viele positive Rückmeldungen gegeben und Dank entgegengebracht. Und wir konnten Aufmerksamkeit auf das richten, was vielleicht noch nichts so gut ist.“ Die Architekten wollen nun analysieren und schauen, welche Ideen sie umsetzen können.

Original Artikel: RNZ

Foto: Rothe

Mitgründer Neckarorte, Architekt und Stadtplaner in Heidelberg, Journalist und Medienkünstler.

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